Schritt für Schritt in eine klimafreundliche Zukunft

Die KVA in Weinfelden verwertet seit über 25 Jahren die Abfälle des Thurgaus und des benachbarten Auslands – Tag für Tag, rund um die Uhr. KVA müssen nach 35 bis 40 Jahren umfassend erneuert werden. Der Verband KVA Thurgau hat sich deshalb frühzeitig mit dem Ersatz der Anlage in Weinfelden befasst. Die Ersatz-KVA soll in mehreren Etappen zu einer Energiezentrale – einem «Energy Hub – ausgebaut werden. Damit leistet die KVA einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende im Thurgau. 

Aktueller Projektstand

Nach der einstimmigen Genehmigung des Investitionskredits durch die Verbandsgemeinden im Sommer 2024 hat der Verband das Projekt zielstrebig weiterentwickelt. Dabei wurden zahlreiche technische Fragen geklärt – von der Verfahrenstechnik über das Raumprogramm und die Gebäudehülle bis zur Aussenraumgestaltung. Parallel dazu wurde die Beschaffung erster Komponenten der Anlagetechnik ausgeschrieben. Am 21. August 2025 hat der Verband das Baugesuch für die Ersatz-KVA bei der Stadt Weinfelden und bei der Gemeinde Bürglen eingereicht.

Bauvisiere

Seit August 2025 zeigen die Bauvisiere die Positionierung und räumliche Ausdehnung der Ersatz-KVA an. Sie markieren auch den höchsten Punkt – den künftigen Kamin der KVA – und müssen aufgrund ihrer Höhe von bis zu 76 Metern gut im Boden verankert und aus Gründen der Flugsicherheit beleuchtet werden.

Vorbereitung des Bauareals

Zwischen Herbst 2025 und Herbst 2026 wird das Bauareal vorbereitet, damit der Bau der Ersatz-KVA rasch beginnen kann, wenn die Baubewilligung vorliegt. Zur Entwässerung des Bauareals wird ein unterirdischen Rückhaltebeckens gebaut. Es sammelt das saubere Regenwasser und führt es über eine rund 750 Meter lange Leitung in die Thur. Leitung und Einlaufbauwerk werden nach Inbetriebnahme der Ersatz-KVA wieder vollständig zurückgebaut. Die Dampfleitung, die durchs geplante Baugelände führt, wird verlegt. Auf dem gesamten Areal wird die Vegetation entfernt. 

Webcams

Aktuelle Live-Bilder und ein kompaktes Zeitraffer-Video zeigen die Entwicklung der Baustelle transparent und auf einen Blick.

Terminplan

Der Verband rechnet mit einem Baustart im Herbst 2026 und einer Bauzeit von rund vier Jahren. Nach einer Test- und Inbetriebnahmephase von rund einem weiteren Jahr kann die Ersatz-KVA somit ab Ende 2031 ihren regulären Betrieb aufnehmen und mit der Lieferung klimafreundlicher Wärme beginnen. Nach der Inbetriebnahme der Ersatz-KVA wird die bestehende KVA bis Mitte 2033 zurückgebaut. In einem letzten Schritt wird die Umgebungsgestaltung des Areals abgeschlossen.

Aktuelle News

Hier finden Sie regelmässig Neuigkeiten rund um die Zukunft der Anlage in Weinfelden.

Verband informiert über nächste Schritte

Der Verband KVA Thurgau hat die Verbandsgemeinden an einem Informationsanlass
über den Stand des Ersatzbauprojekts und dessen aktuelle Herausforderungen informiert.
Um die Finanzierung des Projekts zu sichern und deren Konditionen zu verbessern,
wird der Verwaltungsrat den Gemeinden an der Delegiertenversammlung im Dezember
2025 verschiedene Anträge vorlegen, darunter die Wiedereinführung der Haftung der Gemeinden.
Der Verwaltungsrat schlägt den Gemeinden zudem vor, eine Arbeitsgruppe einzusetzen.
Sie soll die Modalitäten festlegen, wie die Gemeinden künftig für ihre effektiv für
den Verband erbrachten Leistungen entschädigt werden.

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Verband reicht Baugesuch ein

Der Verband KVA Thurgau wird das Baugesuch für den Ersatz der KVA in Weinfelden in der zweiten Augusthälfte einreichen. Vorgängig werden auf dem Bauareal südlich der bestehenden Anlage bereits ab dem 4. August Bauvisiere aufgestellt. Parallel zum Baubewilligungsverfahren werden erste Vorarbeiten ausgeführt.

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Verband setzt Baukommission unter Leitung von Andy Heller ein

Mit der Genehmigung des Investitionskredits durch die Verbandsgemeinden und dem Abschluss des Vorprojekts hat das Projekt der Ersatz-KVA in Weinfelden zwei wichtige Meilensteine erreicht. Der Verwaltungsrat des Verbands KVA Thurgau hat zur Abwicklung des Projekts eine Baukommission als zentrales Führungs-, Koordinations- und Entscheidorgan eingesetzt. Diese ist dem Verwaltungsrat unterstellt.

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Verbandsgemeinden genehmigen Kredite

Die Gemeinden des Verbands KVA Thurgau haben den Investitionskredit für die Ersatz-KVA und den Rahmenkredit für die Entwicklung und Realisierung von Projekten zur Produktion, Speicherung, Transformation und Verteilung von Energie mit grosser Zustimmung verabschiedet. Der Verband ist erfreut über das Ergebnis und dankt den Verbandsgemeinden für das Vertrauen. Das Baugesuch für den Ersatz der KVA wird voraussichtlich bereits Mitte 2025 eingereicht. Parallel dazu beteiligt sich der Verband an der Entwicklung verschiedener regionaler Wärmeprojekte und prüft Möglichkeiten, den Standort in Weinfelden zu einem «Energy Hub» zu erweitern.

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Delegierte verabschieden Abstimmungsbotschaft

An der Delegiertenversammlung vom 13. Dezember haben die Delegierten des Verbands KVA Thurgau die Abstimmungsbotschaft für den Ersatz der KVA Thurgau einstimmig verabschiedet. Der Ball liegt nun bei den 70 Verbandsgemeinden, die in den zuständigen Gremien über die beiden Kreditanträge befinden müssen. Stimmt die Mehrheit der Gemeinden zu, sind die Anträge angenommen.

Die Abstimmungsbotschaft

Ein grosser Schritt Richtung Energiezukunft

Mit dem Abschluss des Vorprojekts und dem Vorliegen des Finanzmodells ist das Projekt einer Ersatz-KVA «reif» für die Kreditgenehmigung durch die Verbandsgemeinden. Die vom Verband veranschlagten Investitionskosten von CHF 558 Mio. liegen im Rahmen vergleichbarer KVA-Projekte. Den Investitionen stehen Einnahmen aus dem Verkauf der Energie gegenüber, weshalb das Projekt finanziell auf soliden Füssen steht. Weiter beantragt der Verband den Verbandsgemeinden einen Rahmenkredit von CHF 150 Mio. für Infrastrukturbauten zur Produktion, Transformation, Speicherung und Verteilung von Energie. Die Verbandsgemeinden müssen bei beiden Vorhaben keine eigenen Mittel beisteuern.

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Mit dem Prozess zur Kreditgenehmigung wird zugewartet

Der bisherige Zeitplan für den Ersatz der KVA Thurgau sah vor, Mitte November 2022 das Vorprojekt abzuschliessen. Danach sollte der Prozess zur Genehmigung des Investitionskredits durch die Verbandsgemeinden starten. Der Verband hat in den letzten Wochen festgestellt, dass in einigen Bereichen noch Punkte vertieft zu klären sind. Er hat deshalb entschieden, den Prozess zur Kreditgenehmigung um voraussichtlich sechs bis zwölf Monate zu verschieben. Da der bisherige Zeitplan genügend Reserven enthält, rechnet der Verband damit, die Ersatz-KVA wie geplant 2030 in Betrieb nehmen zu können.

Studienauftrag Architektur: Siegerprojekt steht fest

Der Entscheid der politisch, fachlich und regional breit abgestützten Jury fiel einstimmig: Das Projekt des Teams um das Büro Graber Pulver aus Zürich/Bern gewinnt den Studienauftrag Architektur für den Ersatzbau der KVA in Weinfelden. Das Siegerprojekt überzeugt durch ein durchdachtes Logistikkonzept, den konsequenten Fokus auf Nachhaltigkeit, Ästhetik und Effizienz sowie durch die kompakte Anordnung der Gebäude im Süden des Areals. Dies schafft Raum für die künftige, modulare Erweiterung der Anlage zu einem «Energy Hub», und bietet Synergien für die Realisierung der übernächsten Anlagengeneration.

Medienmitteilung vom 2.März 2022
Präsentation Studienauftrag Architektur

Studienauftrag Architektur: Ausgewählte Teams nehmen Arbeit auf

Die breit abgestützte Jury, welche den Studienauftrag Architektur für den Ersatzbau der KVA Weinfelden begleitet, hat aus einem hochkarätigen Bewerberfeld vier Teams aus Architektur-, Ingenieur- und Landschaftsarchitekturbüros ausgewählt. Sie werden in den kommenden Monaten Vorschläge für die Gestaltung der Ersatz-KVA und deren Umgebung erarbeiten. Um die Teams für die Anliegen der Bevölkerung zu sensibilisieren, hat die KVA im Juni eine Bevölkerungsumfrage durchgeführt, die auf grosses Interesse gestossen ist.

Medienmitteilung vom 14. Juli 2021

 

Umfrage zur Zukunft – Ihre Meinung ist uns wichtig!

Zwischen Sommer 2021 und Frühjahr 2022 erarbeiten verschiedene Teams Vorschläge für die Architektur des KVA-Ersatzbaus. Zu den Rahmenbedingungen, die sie dabei leiten, gehören auch die grundsätzliche Haltung sowie gezielte Inputs der Öffentlichkeit. 

Damit die Architektur-Teams bei der Erarbeitung ihrer Vorschläge den Puls der Bevölkerung spüren können, hat die KVA im Juni 2021 im «Augenblick» und auf der Webseite eine Umfrage durchgeführt. Gegen 600 Personen haben die Gelegenheit genutzt und ihre Erwartungen und Ideen für die neue Anlage geäussert. Die KVA freut sich über die rege Teilnahme und dankt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Engagement!

Vorprojekt Ersatz KVA Weinfelden: Startschuss für zwei wichtige Etappen

Mit dem Beginn der Bauarbeiten für ein neues Amphibienschutzgebiet im Süden der KVA Weinfelden und der öffentlichen Ausschreibung des Studienauftrags Architektur nimmt das Vorprojekt für den Ersatzbau der KVA Fahrt auf. Die Jury, welche den Studienauftrag begleiten wird, ist mit ausgewiesenen Fachexperten, politischen Vertretern der Region und Mitgliedern aus Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der KVA hochkarätig besetzt. Zentrales Element des Studienauftrags ist der Dialog mit den teilnehmenden Teams, der Öffentlichkeit und den Mitarbeitenden der KVA.

Medienmitteilung vom 30. April 2021

Ersatz KVA Weinfelden: Grünes Licht für nächste Schritte

10. Dezember 2020

Die Delegierten des Verbands KVA Thurgau liessen sich am 9. Dezember an ihrer ordentlichen Versammlung über den aktuellen Planungsstand für den Ersatz der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Weinfelden informieren. Im Fokus standen Optionen der künftigen Energienutzung und -verteilung, das bevorstehende Architekturstudienverfahren und die Kapazität der Ersatzanlage. Die Delegierten haben das Budget 2021 inkl. den Investitionen für die weitere Projektentwicklung des Ersatzbaus einstimmig angenommen.

Medienmitteilung vom 10. Dezember 2020

Eine Energiezentrale für den Thurgau

10. Dezember 2020

Beim Ersatz der KVA Weinfelden wird die Produktion von klimafreundlicher Energie deutlich ausgebaut. Sie soll mit einer Fernwärmeleitung bis nach Bischofszell transportiert werden. Moderne KVA sind flexible und intelligente Energiezentralen: Sie können nach Bedarf Wärme, Dampf und Strom produzieren – und sogar Wasserstoff oder Erdgas erzeugen.

Augenblick-Artikel Dezember 2020

EINE INVESTITION FÜR KLIMA UND REGION

2. Juli 2020

Die Verantwortlichen des Verbandes wollen die KVA Weinfelden durch einen Ersatzbau am selben Standort ersetzen. Die Lieferung klimafreundlicher Energie an die regionale Wirtschaft soll ausgebaut werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten finden Sie hier im Interview mit Peter Steiner.

Augenblick-Artikel Juli 2020

Erste Weichen für die Zukunft der KVA gestellt

2. Juli 2020

Der Verband KVA Thurgau plant den Ersatz der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) in Weinfelden. Die Lieferung klimafreundlicher Energie an die regionale Wirtschaft soll ausgebaut werden. Nach einem umfassenden Evaluationsprozess kommen die Verantwortlichen zum Schluss, dass ein Ersatzbau südlich der heutigen Anlage deren Erneuerung vorzuziehen ist. Die Pläne werden nun verschiedenen Anspruchsgruppen vorgestellt. Die Kapazität der künftigen Anlage wird erst in einem späteren Planungsschritt festgelegt.

Medienmitteilung vom 2. Juli 2020

Der Verband KVA Thurgau plant für die Zukunft

10. Januar 2020

Die KVA ist der grösste Energieproduzent im Kanton Thurgau. Sie erzeugt CO₂-neutrale Wärme und Strom. Die Anlage ist bald 25 Jahre alt. Ein Ersatz solcher Anlagen dauert bis zu zehn Jahre und ist mit grossen Investitionen verbunden. Der Verband will die Zukunftsplanung darum frühzeitig in Angriff nehmen. Dabei werden auch Szenarien geprüft, die eine Lieferung zusätzlicher Energie an die Industrie im Thurtal vorsehen.

Medienmitteilung vom 10. Januar 2020

Fragen und Antworten

Wieso plant der Verband einen Ersatzbau? Wäre eine Erweiterung der bestehenden KVA nicht billiger?

Der Verband hat diese Möglichkeit zu Projektbeginn gründlich geprüft. Dabei hat sich gezeigt: Eine Erweiterung und Erneuerung der bestehenden KVA hätte verschiedene schwerwiegende Nachteile. Da die Anlage immer laufen muss – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden pro Tag – müsste man zum Beispiel unter Betrieb die zwei bestehenden Ofenlinien ersetzen und zur notwendigen Steigerung der Kapazität noch eine zusätzliche anbauen. Man würde faktisch also drei neue kleine Ofenlinien unter Betrieb bauen statt nebenan nur eine grosse. Weiter müsste man unter Volllast den Kehrichtbunker sanieren und erweitern und den Kraftwerksteil komplett auswechseln. Zudem wären die Freiheitsgrade für zukünftige Erneuerungen stark eingeschränkt. Kurz: Eine Erweiterung und Erneuerung der bestehenden KVA im laufenden Betrieb wäre deutlich komplizierter, risikobehafteter, zeitraubender – und deshalb auch teurer als ein Ersatzbau.

Wieso wird die bestehende KVA nach Inbetriebnahme des Ersatzbaus zurückgebaut und nicht weitergenutzt?

Auch dies – der Beibehalt des Gebäudes der bestehenden KVA oder zumindest einzelner Gebäudeteile – hat der Verband detailliert untersucht. Die Herausforderung dabei wäre, dass verschiedene Gebäudeteile nicht weiter nutzbar sind. Zum Beispiel der Kehrichtbunker, der mit Schadstoffen belastet ist und deshalb zwingend zurückgebaut werden muss. Weitere Gebäudeteile, unter anderem die Prozesshalle, sind ohne Bunkergebäude statisch nicht standfähig. Aus bautechnischer und statischer Sicht wäre ein Teilerhalt von Gebäuden zwar grundsätzlich möglich. Die nötige Eingriffstiefe und die Kostenfolge wären aber hoch und aufwändig.

In Kenntnis dieser Abklärungen und um mit dem Erhalt von einzelnen Bestandesbauten die Gesamtsituation nicht zu verkomplizieren, hat der Kanton in der Kantonalen Nutzungszone (KNZ) den kompletten Rückbau der heutigen KVA Weinfelden als Vorgabe festgehalten. Artikel 11 der KNZ lautet: «Innerhalb von 5 Jahren nach Inbetriebnahme des Ersatzbaus der KVA im Baubereich B ist die Kehrichtverwertungsanlage im Baubereich A rückzubauen.»

Warum ist der Ersatzbau grösser als die bestehende KVA?

Die geplante Ersatz-KVA wird gemäss den Berechnungen des Verbandes aufgrund des Wachstums von Wirtschaft und Bevölkerung 2050 rund 1,5 Mal so viel Abfall verwerten müssen wie die heutige Anlage. Das Amt für Umwelt des Kantons und die Thurgauer Regierung haben diese Berechnungen überprüft und bestätigt. Entsprechend ist auch ihr Volumen grösser.

Der grössere Flächenbedarf der Ersatz-KVA ist unter anderem auf einen bedeutend grösseren Kehrichtbunker zur Zwischenlagerung von Abfall und auf die Verbesserung der Energienutzung zurückzuführen. Ebenfalls ist die Technik in der Ersatzanlage möglichst in der Fläche – und nicht gestapelt – angeordnet. Dies hat den positiven Effekt, dass die höchsten Punkte der Gebäude und die Kamine der Ersatz-KVA gleich hoch sind wie jene der bestehenden KVA.

Der Verband hat den Ersatzbau seit der Vorstellung des Siegerprojekts des Studienauftrags Architektur im Jahr 2022 weiter optimiert und die Gebäude deutlich verkleinert. So konnte das Gebäudevolumen um ca. 12% und die Höhe des Prozessgebäudes je nach Bereich um rund 8 bis 15 Meter reduziert werden.

Ist es denn nicht so, dass die Abfallmengen aufgrund der Kreislaufwirtschaft künftig abnehmen werden?

In den letzten Jahren musste der Verband mehrere Tausend Tonnen Abfälle pro Jahr in andere Schweizer Anlagen umleiten. Dies zeigt, dass die Kapazität der bestehenden KVA für die anfallende Abfallmenge bereits heute nicht mehr ausreicht – obwohl die Anlage bereits am «technischen Limit» läuft und deutlich mehr Abfall verbrennen muss als ursprünglich prognostiziert.

Natürlich weiss heute niemand mit absoluter Sicherheit, wie die Welt 2050 aussehen wird. Es gibt aber aktuell – trotz der grossen Anstrengungen des Verbands im Bereich der Kreislaufwirtschaft, zum Beispiel mit dem erfolgreich eingeführten «Kuh-Bag» oder der Sammlung von vielen weiteren Wertstoffen – keine Hinweise auf sinkende Abfallmengen. Im Gegenteil: Diese nehmen jedes Jahr zu, und es deutet alles darauf hin, dass sie dies mit dem Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft auch weiterhin tun werden. Klar ist, dass die Kapazität der Ersatz-KVA auf die maximale Abfallmenge ausgelegt werden muss, die sie während ihrer Lebensdauer zu verwerten hat.

Der Verband verwertet in Weinfelden auch Abfälle aus dem benachbarten Ausland. Warum? Und wird er dies auch in Zukunft tun?

Der Anteil Abfälle aus dem benachbarten Ausland beträgt aktuell 35%. Im Jahr 2050 wird er gemäss den Plänen des Verbands rund 25% betragen. Die Schlacke, die nach der Verwertung der deutschen Abfälle als nicht brennbarer Anteil zurückbleibt, wird auch in Zukunft nach Deutschland zurücktransportiert und dort deponiert.

Der Verband hat mit der Abfallwirtschaftsgesellschaft Bodenseekreis und Konstanz (ABK) einen langfristigen Vertrag bis 2040 plus Verlängerungsmöglichkeit um fünf Jahre abgeschlossen. Diese Partnerschaft ist aus mehreren Gründen sinnvoll: Erstens profitiert das Klima, weil die Abfälle sonst vier- bis fünfmal weiter transportiert werden müssten, da im süddeutschen Raum Verwertungskapazitäten fehlen. Zweitens profitiert der Kanton Thurgau, weil die Abfälle aus der süddeutschen Nachbarregion hier zu klimafreundlicher Energie verwertet werden. Dies kommt der wachsenden Nachfrage nach klimafreundlicher Prozess- und Fernwärme in der Region zugute. 

Der Kanton Thurgau begrüsst die Weiterführung der Partnerschaft zwischen der KVA Thurgau und der ABK. Auch der Bund spricht sich für den Import von grenznahem Kehricht aus, wenn damit Transportwege möglichst kurzgehalten werden können – was im Thurgau klar der Fall ist, liegt Konstanz doch näher an Weinfelden als beispielsweise Diessenhofen oder Arbon.

Nun hat die EU offensichtlich eine Verordnung erlassen, welche auch den Verband betrifft. Worum geht es darin genau?

Mit dieser Verordnung will die EU den Export von Siedlungsabfall in Länder verhindern, in welchen keine umweltgerechte Verwertung sichergestellt werden kann. Zudem will sie die Transportdistanzen zu Verwertungsanlagen verkleinern. Dass die EU mit dieser im Kern eigentlichen sinnvollen Verordnung nun auch die seit vielen Jahren mit 17 KVA in der Schweiz bestehende eingespielte und umweltgerechte Verwertung treffen soll, hat alle überrascht: Die Behörden und Partner unserer Nachbarländer und die Behörden, Verbände und Betreiber der KVA-Branche in der Schweiz.

Derzeit scheint die allgemeine Haltung der EU zu sein, dass die Verordnung für die Zeit nach 2029 geändert werden müsste, um weiterhin gemischte Siedlungsabfälle in die Schweiz exportieren zu können. Der Verband steht dazu im Austausch mit den Partnern im süddeutschen Raum. Diese haben ein grosses Interesse, bei der Abfallverwertung weiterhin mit der Schweiz zusammenarbeiten zu können, auch weil sie vor Ort keine umweltgerechten Alternativen haben.

Was bedeutet diese Verordnung für das Projekt und wie schätzt der Verband das Risiko ein, dass sie umgesetzt wird?

Das Projekt ist baureif. Technisch kann dieses heute nicht mehr ohne massive Konsequenzen bzgl. Kosten und Terminen angepasst werden. Die neue Anlage wird technisch auch deutlich weniger Abfall verbrennen können. Sollte weniger Abfall zur Verfügung stehen, würde auch weniger Energie produziert, welche für die Substitution von fossilen Wärmequellen im Thurgau oder in Konstanz verwendet werden könnte. Ohne Abfall aus Konstanz könnte man wohl kaum mit der verbleibenden Abwärme eine Wärmelieferung nach Konstanz begründen. Diese wäre also in Frage gestellt. Zudem ist es betriebswirtschaftlich anzustreben, die Anlage möglichst gut auszulasten, was ohne Kehricht aus Konstanz schwieriger würde.

Der Verband geht davon aus, dass die dem Sinn der EU-Verordnung widersprechende Auslegung noch innerhalb der Übergangsfrist bis 2029 korrigiert werden wird. Aus Sicht des Verbands wäre es angesichts dieser Unsicherheiten und der Zuversicht, dass die Verordnung korrigiert werden wird, äusserst unklug, die Anlage zum jetzigen Zeitpunkt zu redimensionieren. Vor allem auch, weil dies Kosten verursachen würde, welche die potentiellen Minderkosten einer kleineren Anlage mehr als kompensieren würden.

Was ist der aktuelle Stand der Wärmeprojekte?

Im Mai 2025 hat der Verband einen Wärmeliefervertrag mit der Standortgemeinde Weinfelden abgeschlossen. Ab 2032 wird die KVA bis zu 30 Gigawattstunden und bis 2050 schrittweise maximal 50 Gigawattstunden Wärme pro Jahr ins Netz der Technischen Betriebe Weinfelden (TBW) einspeisen. Die Gespräche mit den potenziellen Partnern von Prozesswärme in Sulgen und Bischofszell sind in Gang.

Bei der geplanten Wärmetransportleitung nach Kreuzlingen und Konstanz sind die Arbeiten für die Projektierung des Trassees bereits weit fortgeschritten. Der Verband hat eine mögliche Leitungsführung erarbeitet und diese mit den Gemeinden entlang der Leitung besprochen. In einem nächsten Schritt wird der Verband zusammen mit seinen Partnern aus Kreuzlingen und Konstanz den Stand der Projektierung öffentlich kommunizieren und die Gespräche mit den Grundeigentümern aufnehmen.

Die Entwicklung der Wärmeprojekte ist somit auf Kurs. Dies ist eine gute Nachricht für den Verband, weil sie zeigt, dass die klimafreundliche Energie Wärme aus der Abfallverwertung auf dem Energiemarkt konkurrenzfähig und gefragt ist. Und es ist eine gute Nachricht für die Gemeinden und den Kanton, denn die Wärmeprojekte sind – durch den Ersatz fossiler Energie mit klimafreundlicher Wärme – letztlich Klimaschutzprojekte. Für die Erreichung der kantonalen Klima- und Energieziele bilden das Ersatzbauprojekt und die Wärmeprojekte somit zentrale Bausteine.

Wer finanziert die Transportleitung nach Kreuzlingen und Konstanz? Der Verband hat doch knappe Mittel, die er für die Ersatz-KVA braucht.

Der Verband ist bei der Projektierung der Transportleitung nach Kreuzlingen und Konstanz zwar im Lead. Das ist mit den beiden Städten so abgesprochen, welche ihrerseits die Verantwortung für die jeweiligen Wärmenetze tragen – auch finanziell. Die Projektierungskosten für die Transportleitung trägt der Verband aber nicht allein, sie werden mit den beiden Städten gedrittelt.

Wenn der Realisierungsentscheid für die Transportleitung gefallen ist, wird es ebenfalls nicht der Verband sein, welcher den Bau finanziert, sondern eine noch zu bildende Trägerschaft. Ob und wenn ja in welcher Form und Höhe sich der Verband an dieser Trägerschaft beteiligt, wird noch zu entscheiden sein. Dies wird selbstverständlich auch von den finanziellen Möglichkeiten des Verbands abhängen. Klar ist auf alle Fälle, dass es nicht 150 Millionen sein werden – es wird viel, viel weniger sein. Trotzdem war der Verband aufgrund des Bruttokreditprinzips verpflichtet, den Gemeinden den Gesamtkredit für alle in der Botschaft aufgeführten Projekte zu beantragen.

Was bei dieser Frage nicht vergessen gehen darf: Eine Wärmetransportleitung kostet nicht nur, sie liefert im Betrieb auch Erträge. Der Verband wird sich nur an einer Trägerschaft beteiligen, wenn er das Geschäftsmodell des Wärmeprojekts als positiv beurteilt.

Wo genau stehen die Verhandlungen mit den Banken, die sich für eine Fremdfinanzierung interessieren?

Nach der einstimmigen Kreditgenehmigung durch die Gemeinden im Sommer 2024 hat der Verband die Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern intensiviert. Er hat sich nach dem Eingang mehrerer Offerten für das Finanzierungskonzept eines Bankenkonsortiums entschieden, welches sich im Wesentlichen auf zwei Pfeiler stützt: Erstens einen Bankkredit und zweitens öffentliche Anleihen. Dieses Modell entspricht im Grundgedanken den Forderungen gewisser Gemeinden, bei der Fremdfinanzierung nicht nur auf Banken, sondern – in diesem Fall mittels Anleihen – auch auf andere Finanzierungspartner wie zum Beispiel Versicherungen, Pensionskassen, Infrastrukturfonds oder weitere selbständige Anlagefonds zu setzen. Der Kreditvertrag für den ersten Pfeiler – den Kredit der Banken – ist mittlerweile von allen Banken und vom Verband unterzeichnet worden.

Die KVA soll zum «Energy Hub», zur Energiezentrale werden. Ist das nicht ein wenig hoch gegriffen?

Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind von dieser langfristigen Strategie überzeugt. In Zukunft werden KVA nicht nur Wärme, Dampf und Strom liefern, sondern je nach Bedarf auch verschiedene Energieträger koppeln oder sogar Wasserstoff und erneuerbares Erdgas herstellen. Diese Themen sind – wie auch Recycling bzw. Kreislaufwirtschaft – hochaktuell.

Wird die neue Anlage weniger oder weniger schädliche Schadstoffe ausstossen?

Die KVA in Weinfelden filtert mittels Rauchgasreinigung einen Grossteil der Schadstoffe heraus. Die Schweizer Grenzwerte, welche zu den weltweit strengsten gehören, hält die Anlage jederzeit ein. Sie unterschreitet sie teilweise sogar deutlich. Es kann davon ausgegangen werden, dass die neue, moderne Anlage die Rauchgase noch effizienter filtern wird. Eine neue Anlage bietet zudem den Vorteil, dass auch bei der Rauchgasreinigung mehr Wärme zurückgewonnen werden kann.

Die KVA sagt, dass im Thurgau eine grosse Nachfrage nach CO₂-neutraler Energie besteht. Gibt es denn konkrete Anfragen, Absichtserklärungen oder sogar Verträge?

Ja, das Interesse an CO2-neutraler Energie ist – gerade mit Blick auf das aktuelle Umfeld von Energiepolitik und -markt – sehr gross. Die KVA ist mit verschiedenen potenziellen Wärmeabnehmern im Gespräch. Bereits fortgeschritten sind die Pläne für einen Ausbau der Wärmeversorgung der Stadt Weinfelden und der Model AG sowie von Wärmeleitungen nach Kreuzlingen/Konstanz und nach Sulgen, zur Hochdorf Swiss Nutrition AG.