KVA sind zweifelsohne markante Bauwerke. Von weitem sichtbar, prägen sie das Erscheinungsbild eines Siedlungsraums. Entsprechend gross ist die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an ein solches Bauwerk. Um den berechtigterweise hohen Ansprüchen an den KVA-Ersatzbau zu genügen, hat der Verband KVA Thurgau für die Architektur und die Umgebungsgestaltung des Ersatzbaus im April 2021 einen Studienauftrag Architektur lanciert. Dabei hatten verschiedene Teams aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen und Landschaftsarchitektur den Auftrag, Vorschläge für die Ersatz-KVA und deren Umgebung zu erarbeiten.
Eine Jury hat die Teams bei ihrer Arbeit begleitet, an Workshops die Zwischenergebnisse diskutiert und am Ende das Siegerprojekt gekürt. Die Jury ist politisch, fachlich und regional breit abgestützt. Neben dem Thurgauer Kantonsbaumeister und verschiedenen renommierten Architekten gehören ihr der Stadtpräsident der Standortgemeinde Weinfelden sowie weitere Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung der KVA Thurgau an:
Reto Stäheli | Jurypräsident / Verwaltungsratspräsident KVA Thurgau |
Urs Schär | Verwaltungsrat KVA Thurgau |
Reto Fürst | Verwaltungsrat KVA Thurgau |
Max Vögeli | Stadtpräsident Weinfelden / Verwaltungsrat KVA Thurgau |
Peter Steiner | Vorsitzender der Geschäftsleitung KVA Thrugau |
Heinz Siegenthaler | Mitglied der Geschäftsleitung KVA Thurgau / Leiter Betrieb |
Christoph Rotenhöfer | TBF + Partner AG (Moderation) |
Erol Doguoglu | Kantonsbaumeister Kanton Thurgau |
Beat Consoni | Beat Consoni AG |
Lukas Imhof | Lukas Imhof Architektur GmbH |
Andy Senn | Andy Senn Architekten |
Lukas Schweingruber | Studio Vulkan |
Die Jury hat aus den 24 Teams, die sich für eine Teilnahme am Studienauftrag beworben haben, vier ausgewählt. Diese haben im Sommer 2021 damit begonnen, Vorschläge zu entwickeln, welche die verschiedenen Anforderungen an eine KVA in möglichst hoher Qualität erfüllen und gleichzeitig Flexibilität für künftige Entwicklungen bieten. Eine wichtige Grundlage war das Resultat der Bevölkerungsumfrage, welche die KVA durchgeführt hat. Nach rund sechsmonatiger, intensiver Arbeit sind die Würfel gefallen: Die Jury hat das Team um das Büro von Graber Pulver aus Zürich/Bern einstimmig zum Sieger des Studienauftrags gekürt.
Neben der gelungenen Kombination bewährter technischer Elemente und dem durchdachten Logistikkonzept hat das Siegerprojekt die Jury vor allem mit seinem konsequenten Fokus auf Nachhaltigkeit, Ästhetik und Effizienz überzeugt. Dies zeigt sich zum Beispiel an den Fassaden der KVA. Sie nehmen mit ihrer Schichtung das Landschaftsbild des Thurtals auf, setzen mit den begrünten Fassaden einen nachhaltigen Akzent und schaffen mit den grossen Photovoltaikpanels einen fliessenden Übergang vom Gebäude zum Himmel. Dies reduziert das Volumen der Anlage optisch. Weiter setzt das Projekt auf den Einsatz regionaler Holzwerkstoffe – eine KVA mit einem Holzdach ist in der Schweiz eine Premiere – sowie die Verwendung von rezykliertem Stahl und Beton.
Ein weiterer Pluspunkt des Siegerprojekts ist die kompakte Anordnung der Gebäude im südlichen Teil des KVA-Areals. Dies schafft Platz für Erweiterungsbauten im Rahmen der geplanten Weiterentwicklung der KVA zu einem «Energy Hub», einer Energiezentrale. In Frage kommt zum Beispiel die modulare Ergänzung der KVA mit einer Anlage zur CO2-Abscheidung, einem Gas- und Dampfkombikraftwerk (GuD) oder einem Holzheizkraftwerk. Dies verschafft Spielraum, um auf künftige Entwicklungen der Klima- und Energiepolitik reagieren zu können.
Die Jury hat beim Siegerprojekt auch Weiterentwicklungspotenzial identifiziert. Dazu gehören die Abstimmung der Fassadenbegründung auf die natürliche Belüftung der Prozesshalle, vertiefte Abklärungen zu den Photovoltaikflächen, die Überarbeitung des Umgebungskonzepts sowie Überlegungen, wie die Vorinvestitionen für die Erweiterungsbauten minimiert werden können. Diese Punkte sind in die Erarbeitung des Vorprojekts eingeflossen.
Präsentation Studienauftrag Architektur (Medienkonferenz/Informationsanlässe, März 2022) hier downloaden