Klimafreundliche Energie für den Thurgau

Ausbau der klimafreundlichen Energieproduktion

In jedem Sack Hauskehricht steckt genug Energie, um im Backofen ein Brot zu backen und dazu – mit Sparbrause – eine halbe Stunde warm zu duschen. Der Bund schreibt vor, dass KVA 80% der im Abfall steckenden Energie zur Nutzung ausserhalb der Anlage bereitstellen müssen. Die geplante Ersatz-KVA wird entsprechend dem prognostizierten Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft dereinst deutlich grössere Abfallmengen verwerten als die heutige Anlage. In Verbindung mit der vorgesehenen Steigerung des Wirkungsgrades wird sie deshalb auch wesentlich mehr nutzbare Energie produzieren.

CO2-neutrale Energie ist gefragter denn je

Industrie- und Gewerbebetriebe, aber auch viele Städte und Gemeinden haben sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Die KVA kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Bereits heute spart die Model AG durch den Bezug von KVA-Wärme jährlich rund 20 Millionen Liter Erdöl. Die KVA ist auch die grösste Stromproduzentin im Kanton Thurgau: Sie beliefert über 10'000 Haushalte mit Thurgauer Naturstrom.

Moderne KVA: Flexible und intelligente Energiezentralen

Wer heute eine KVA plant, hat eine Vielzahl von Optionen, die anfallende Energie zu nutzen: Moderne KVA sind «Energy Hubs» oder – auf Deutsch – Energiezentralen. Sie können je nach Bedarf Wärme, Strom oder in Zukunft auch Wasserstoff oder erneuerbares Gas produzieren, speichern und verteilen kann. Damit bringen KVAs Flexibilität ins Energiesystem und liefern regional produzierte, klimafreundliche Energie dorthin, wo heute Erdöl oder -gas zum Einsatz kommt. Der Verband KVA Thurgau plant, die Ersatzanlage in Weinfelden in mehreren Etappen zu einem «Energy Hub» auszubauen

Ausbau der regionalen Wärmeversorgung

Dank ihrem höheren Wirkungsgrad und den deutlich grösseren Abfallmengen, die sie verwerten muss, wird die Ersatz-KVA die Rolle des Verbands als wichtigster Energieproduzent im Thurgau weiter stärken. Während der Projektierung hat sich gezeigt, dass das Interesse an klimafreundlicher Wärmeenergie gross ist. Der Verband hat in der Folge mit verschiedenen Interessenten Gespräche geführt und entsprechende Projekte angestossen oder mitentwickelt. Im Fokus steht dabei einerseits die bewährte Partnerschaft mit der Standortgemeinde Weinfelden, welche die Fernwärmeversorgung stark ausbauen will, und der Model AG, die heute bereits einen grossen Teil der Wärme bezieht. Ebenfalls fortgeschritten sind die Pläne einer Wärmeleitung zur Versorgung von Kreuzlingen und Konstanz sowie nach Sulgen zur Hochdorf Swiss Nutrition AG mit der Option einer Verlängerung bis nach Bischofszell zur Fresh Food & Beverage Group (früher BINA).

Rahmenkredit für Investitionen in die «Wärmewende»

Der Verband möchte diese und allfällige weitere Projekte in den nächsten Jahren weiter konkretisieren und realisieren, sofern sie wirtschaftlich und finanzierbar sind. Die Verbandsgemeinden haben dem zu diesem Zweck beantragten Rahmenkredit von 150 Millionen Franken mit grossem Mehr zugestimmt. Der Verband wird sich somit weiterhin an der Entwicklung verschiedener regionaler Wärmeprojekte beteiligen. Zudem prüft er Möglichkeiten, das KVA-Areal in Weinfelden zu einem «Energy Hub» weiterzuentwickeln, der dereinst je nach Bedarf klimafreundliche Wärme, Strom oder andere erneuerbare Energieträger – beispielsweise grünen Wasserstoff – produzieren kann.
 

Ersatz-KVA wird «Carbon-Capture-Ready» geplant  

In der Klimastrategie der Schweiz ist das Ziel verankert, bis 2050 «Netto-Null» zu erreichen. Bei KVA, wo sich Emissionen nicht vermeiden lassen, soll das CO2 abgeschieden und anschliessend im Untergrund gespeichert oder genutzt werden. Die KVA Thurgau verfolgt entsprechende Pilotprojekte aufmerksam – und ist vorbereitet: Beim 2022 durchgeführten Architekturwettbewerb für die Ersatz-KVA wurde die CO2-Abscheidung «mitgedacht», um die dafür dereinst nötigen Flächen freizuhalten. Auch der «Abgang» des Abgasstroms von der KVA ins Abscheidegebäude und die Leitung für das verflüssigte CO2 zum Verladebahnhof sind eingeplant. Zudem hat der Verband zur technischen Umsetzung der CO2-Abscheidung und zur Logistik eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.