Plastikrecycling

Fragen und Antworten zum Plastikrecycling

Das Sammeln von Kunststoff als Beitrag für den Umweltschutz liegt im Trend. Die KVA Thurgau hat diese Entwicklung frühzeitig erkannt. Mit dem bereits vor einigen Jahren lancierten KUH-Bag gehört der Verband zu den Pionieren des Plastikrecyclings – eine Erfolgsgeschichte! Doch welchen konkreten Effekt hat das Sammeln von Kunststoff eigentlich auf die Verschmutzung der Meere und auf den Klimawandel? Wir liefern die Fakten und beantworten die wichtigsten Fragen. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung!

Die Verschmutzung der Meere mit Plastik ist dramatisch. Da führt doch kein Weg am Plastikrecycling vorbei?

Man muss hier klar zwischen der Schweiz und anderen Ländern unterscheiden. Hauptgrund für die Plastikverschmutzung der Meere ist die Tatsache, dass in vielen Ländern Abfälle nach wie vor in grossen Mengen ins Meer gekippt werden oder via «wilde Deponien» und Littering in die Gewässer gelangen. Nicht so in der Schweiz: Hierzulande wird Plastik entweder in einer KVA sauber und sicher verwertet – und die dabei anfallende Energie genutzt – oder rezykliert. Ob mehr oder weniger Plastik rezykliert wird, hat somit keinen Einfluss auf die Verschmutzung der Meere. Dies gilt allerdings nur, wenn wir den Weg des gesammelten Plastiks genau im Auge behalten. Genau deshalb setzen wir uns bei der KVA Thurgau schon seit langem für eine professionelle Sammlung und Verwertung von sortenreinen Plastikabfällen ein und arbeiten nur mit ausgewählten Recyclingbetrieben zusammen. Zusätzlich bürgt seit kurzem das Label des Vereins der Schweizer Plastikrecycler für Qualität und Transparenz. Damit wollen wir verhindern, dass Plastikabfälle «unkontrolliert verschwinden». In Deutschland sind beispielsweise Fälle dokumentiert, in denen separat gesammelte Plastikabfälle nach Asien exportiert und dort teilweise illegal ins Meer gelangt sind..

Dann dient Plastikrecycling in der Schweiz vor allem dem Klimaschutz?

Von der Herstellung über die Sammlung und Aufbereitung bis zur Verbrennung oder Wiederverwertung: Plastik braucht Energie und verursacht CO2-Emissionen. Im Detail ist die Sache kompliziert, hängt die Klimabilanz doch von vielen Faktoren ab: Wo wird das Plastik produziert? Wie und wo wird es eingesammelt, gereinigt, sortiert und aufbereitet? Und wenn das Plastik in einer KVA verwertet wird: Wie effizient ist diese, und wozu nutzt sie die anfallende Wärme? Unter dem Strich gilt: Der Effekt des Kunststoffrecyclings auf den gesamten CO2-Fussabdruck einer Person ist in der Schweiz im Vergleich zu Mobilität, Heizen oder Fliegen nicht sehr bedeutend.

Welche Plastiksorten können eigentlich wiederverwertet werden?

Plastik ist nicht gleich Plastik. Im Alltag sind unzählige Kunststoffsorten und -kombinationen im Umlauf. Heute können nur die sortenreinen Plastikabfälle wie zum Beispiel Shampooflaschen oder Plastikfolien rezykliert werden. Die Verpackungsproduzenten arbeiten aber daran, in Zukunft einen höheren Anteil an wiederverwertbaren Materialien einzusetzen und dazu wenn möglich auch rezykliertes Plastik zu verwenden.

Wie genau läuft die Wiederverwertung von Plastik ab?

In der Schweiz werden Kunststoffe heute in separaten Recyclingprozessen gesammelt. Im Thurgau gibt’s dafür den KUH-Bag. Da die gesammelten Kunststoffe nicht sortenrein und teilweise verschmutzt sind, müssen sie zuerst sortiert und gereinigt werden. Die KVA Thurgau das Ziel, diese Schritte bei spezialisierten Firmen im Vorarlberg und in Süddeutschland möglichst professionell und effizient zu erledigen. Bei der Sortierung und Reinigung fällt rund die Hälfte des gesammelten Plastiks weg, weil es nicht wiederverwertet werden kann. Diese Stoffe werden idealerweise in einer KVA verwertet oder als Alternative in der Zementproduktion als Brennstoff an Stelle von fossiler Energie eingesetzt. Beides verhindert den Export des aussortierten Plastiks in Drittländer, wo es die Meere verschmutzen kann. Das verwertbare Plastik wird wieder zur Kunststoffproduktion genutzt – in der Automobilindustrie, für Kabelschutzrohre, andere Baumaterialien oder zum Beispiel Koffer für Bohrmaschinen. Schweizer Kunststoffproduzenten müssen heute teilweise Recycling-Granulat importieren, weil in der Schweiz nicht genügend Material zur Verfügung steht.

Würde mehr Plastik eingesammelt, bräuchte es doch weniger KVA?

Im Verbandsgebiet der KVA Thurgau wurden im Jahr 2020 38'500 Tonnen Haushaltskehricht eingesammelt, dazu mittels KUH-Bag 455 Tonnen Kunststoffe. Davon können 250 Tonnen wiederverwertet werden, was rund 0,6% der Gesamtmenge an Haushaltsabfall entspricht. Der Vergleich zeigt: Auch wenn die Menge gesammelten Plastiks künftig zunehmen wird, hat das keine substanziellen Auswirkungen auf die Kapazitätsplanung der Ersatz-KVA in Weinfelden.

Was bedeutet dies nun alles: Macht es überhaupt Sinn, Plastik zu sammeln?

Auf die Verschmutzung der Weltmeere hat Plastikrecycling in der Schweiz zwar keinen Effekt, und jener aufs Klima ist im Vergleich zum Autofahren, Fliegen oder Heizen eher gering. Dazu kommt, dass die kommende Generation von KVA die Abwärme aus der Abfallverbrennung noch effizienter verwerten und als Energiezentralen ein wichtiges Element der Energiewende bilden werden. Es ist aber eine Tatsache, dass es einem wachsenden gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht, neben Glas, Metall, Papier und PET auch Plastik vermehrt separat zu sammeln und möglichst wiederzuverwerten. Die KVA Thurgau ist bereit, dabei – wie bei der frühzeitigen Lancierung des KUH-Bags – auch weiterhin eine Pionierrolle zu spielen.

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