In jedem Sack Hauskehricht steckt genug Energie, um im Backofen ein Brot zu backen und dazu – mit Sparbrause – eine halbe Stunde warm zu duschen. Der Bund schreibt vor, dass KVA 80% der im Abfall steckenden Energie zur Nutzung ausserhalb der Anlage bereitstellen müssen. Die geplante Ersatz-KVA wird entsprechend dem prognostizierten Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft dereinst deutlich grössere Abfallmengen verwerten als die heutige Anlage. In Verbindung mit der vorgesehenen Steigerung des Wirkungsgrades wird sie deshalb auch wesentlich mehr nutzbare Energie produzieren.
Klimawandel, Ukraine-Krieg, steigende Preise, drohende «Winterstromlücke»: Derzeit vergeht kaum ein Tag, ohne dass die Energieversorgung der Schweiz Schlagzeilen macht. Industrie- und Gewerbebetriebe, die von Erdgas abhängig sind, schauen sich händeringend nach Alternativen um. Zahlreiche Städte und Gemeinden haben sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Die KVA – grösste Stromproduzentin im Thurgau und Lieferantin von klimafreundlicher Wärme – kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Bereits heute spart die Model AG durch den Bezug von KVA-Wärme jährlich rund 20 Millionen Liter Erdöl. Die KVA ist auch die grösste Stromproduzentin im Kanton Thurgau: Sie beliefert über 10'000 Haushalte mit Thurgauer Naturstrom.
Wer heute eine KVA plant, hat eine Vielzahl von Optionen, die anfallende Energie zu nutzen: Moderne KVA sind «Energy Hubs» oder – auf Deutsch – Energiezentralen. Sie können nach Bedarf Wärme, Dampf und Strom produzieren, umwandeln, speichern und verteilen. Damit bringen sie Flexibilität ins Energiesystem und ersetzen Erdöl oder -gas durch regional produzierte, klimafreundliche Energie. Der Verband KVA Thurgau plant, die Ersatzanlage in Weinfelden in mehreren Etappen zu einem Energy Hub auszubauen. Denkbar ist dabei auch eine Kombination der KVA mit einem Gas- und Dampfkombikraftwerk (GuD), um zusätzlichen Energiebedarf zu decken und damit die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Der Kanton Thurgau unterstützt diese Überlegungen.
In einer ersten Etappe wird die KVA die regionale Versorgung mit CO2-neutraler Wärmeenergie ausbauen. Künftig wird davon aufgrund der grösseren Abfallmengen mehr zur Verfügung stellen. Die Energie kann als Prozesswärme (rund 200 Grad) an Industriebetriebe oder als Fernwärme (rund 100 Grad) zum Beheizen von Gebäuden an Energieversorger abgegeben werden.
Die KVA führt gegenwärtig Gespräche mit verschiedenen möglichen Abnehmern. Im Fokus steht dabei einerseits die bewährte Partnerschaft mit der Standortgemeinde Weinfelden, welche die Fernwärmeversorgung stark ausbauen will, und der Model AG, die heute bereits einen grossen Teil der Wärme bezieht. Ebenfalls fortgeschritten sind die Pläne einer Wärmeleitung zur Versorgung von Kreuzlingen und Konstanz sowie nach Sulgen zur Hochdorf AG.